Der merkwürdige Herr Multhaupt

In meiner ersten Buchrezension soll es um einen Autoren namens Philipp Multhaupt gehen, den ich reich mit Lob bedenken möchte. Aber auch um ein Wort, das ich über zu viele Jahrzehnte missverstanden und immer falsch gebraucht habe: Das Wort „merkwürdig“. Kommt es Ihnen seltsam vor, wie man ein so klares, eindeutiges Wort falsch lesen und benutzen kann? Mir jetzt auch. Aber immer schön der Reihe nach:

Periplaneta, der fabelhafte Verlag, der meine „Papierschiffchen am Horizont“ auf große Reise geschickt hat, birgt auf seiner Novitäten- und Backlist noch viele weitere, wunderbare Autorinnen und Autoren. Darunter gute Bekannte aus der Berliner Lesebühnenszene, aber auch viele neue, mir bislang unbekannte Kolleginnen und Kollegen. Für mich eine echte Entdeckungsreise, bei der ich mich ab der ersten Seite von „Herr Freytag und Miss Kafka retten die Welt“ in die Werke von Philipp Multhaupt schockverliebt habe.

So. Jetzt ist es raus: Ich habe einen neuen Lieblingsautoren, der in der Verlagsbuchhandlung Periplaneta nur ein paar Regale von mir entfernt wohnt und dessen Bücher mein Herz beim Lesen ganz groß und warm werden lassen.

Bei meiner Einstiegsdroge „Herr Freytag“ handelt es sich um einen Roman, der in jeder Zeile der Liebe zu Büchern, zu (Abenteuer-)Geschichten, zum Erzählen huldigt. Jede Figur dieses Buches ist eine Protagonistin – vom sehr traurigen Schaf über den größten Poeten unter allen Hausmeistern der Welt bis hin zur alten Grauerin, der Besitzerin des Wasserturms, in dem die Geschichte in weiten Teilen spielt. Aber die protagonistischsten Protagonisten sind natürlich der Buchhändler und Antiquar Herr Freytag und die amerikanische Studentin Miss Kafka. Dank der Newton´schen Schwerkraft (Euphemismus für einen spektakulären Sturz durch einen morschen Boden im Wasserturm) begegnen sich beide erstmals. Fortan überlassen sie es den Leserinnen und Lesern, ob ihre Geschichte der Weltrettung eine Geschichte über Freundschaft, über die Schönheit der Melancholie, über den Reichtum zwischen zwei Buchdeckeln, oder sogar für einen Moment eine Geschichte über die Liebe an sich ist.

Das ganze – rundum zauberhafte – Buch ist zudem in einer sehr schönen Sprache geschrieben, die Zeugnis davon ablegt, dass Philipp Multhaupt Literatur nicht nur studiert, sondern als Autor viel von den „Großen“ gelernt hat. Diese Sprache mit ihrem leisen Wortwitz und der Zärtlichkeit, mit der sie sich allen Figuren nähert – die findet man auch in seinen Kurzgeschichten wieder.

Womit wir bei den Geschichten wären, die sich in bislang zwei Bänden unter den Fittichen eines gewissen Herrn Murmelsams zusammen gefunden haben. Hinter den Titeln „Herrn Murmelsams Trinklieder“ und „Herrn Murmelsams Fieberträume“ warten jeweils über zwanzig Mikrokosmen auf die Leserinnen und Leser. Auch in seinen Erzählungen begegnen uns skurrile, verrückte, entrückte, verliebte, vereinsamte, versoffene Menschen. Jede einzelne Geschichte bereitet ihren liebevoll gezeichneten Figuren eine Bühne, auf der sie weit über die Grenzen des Erzählten hinaus strahlen können. Viele, viele phantasievolle Ideen haben sich verabredet, um gemeinsam Party zwischen zwei Buchdeckeln zu machen. Wobei ich bei dem Wort PARTY unsicher bin, da der Grundsound vieler Geschichten trotz des tiefgründigen Humors eher elegisch ist.

Nun bin ich fast am Ende und habe noch immer nicht erklärt, was es mit meiner Beziehung zu dem Wort „merkwürdig“ auf sich hat. Ich habe es viel zu lange im negativen Sinne von „naja, is´ schon seltsam“ genutzt. Dabei heißt es im frisch gewaschenen Wortsinn: „Würdig, dass man es/ihn/sie sich merkt“. Und genau deshalb ist Philipp Multhaupt einer der merkwürdigsten Autoren, die ich in den letzten Jahren für mich entdeckt habe! Und den ich natürlich ohne jeden Vorbehalt weiterempfehle! Bitte kaufen Sie ohne zu zögern HIER!

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